Putenfütterung im Betrieb Dittmann – Sechs Phasen reichen nicht

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Auch Puten sollten möglichst nahe an ihrem Bedarf gefüttert werden. Für eine 20-wöchige Mast reichen aber die standardmäßigen sechs Mischungen nicht aus, meint Fütterungsexperte Paul Westermann. Und wann lohnt es sich, Ergänzer plus Weizen statt Alleinfutter zu füttern? Damit hat sich Landwirt Nils Dittmann beschäftigt.

Zu den Personen:

Paul Westermann

Der Tierarzt ist Produktmanager Geflügelmast bei der Fa. Best 3 Geflügelernährung GmbH und hält selbst Masthähnchen.

Nils Dittmann

hat einen Abschluss zum Landwirtschaftsmeister absolviert und arbeitet seit drei Jahren auf dem elterlichen Betrieb mit Ackerbau und Putenmast.

DGS: Warum reichen sechs Phasen in der Putenfütterung heute nicht mehr aus?

Paul Westermann: Man muss so dicht wie möglich am Bedarf füttern. Das nützt nicht nur dem Tier, sondern so gelangen auch weniger Nährstoffe in den Mist, was auch bei den strengen Auflagen der Düngever-ordnung mit zu bedenken ist. Überdies ist ein Mastfutter standardmäßig sehr nähr-stoffreich und erfordert ein gesundes Tier, um die volle Leistung zu entfalten. In Stress-situationen ergeben sich jedoch Probleme durch genau diesen Umstand. Wir beraten die Putenhalter, diesen Stress auf den Ver-dauungsapparat mit der Fütterung besser in den Griff zu bekommen.

Und wie kann das gelingen?

Westermann: Unsere Phasenfutter sind so gestaltet, dass die Kunden ihr Getreide bei Bedarf zumischen können oder es ab Werk eindosiert wird. Für elf Wochen alte Puten-hähne bieten wir z. B. vier Futtermischungen je nach Bedingungen im Betrieb an. In den mittleren Mastphasen P3 und P4 geben wir durch die Produktion eines leichten Ergänzers die Möglichkeit, durch Weizen oder Mais die Ration anzupassen. Der P4-Ergänzer beispielsweise ist für 10 % Weizen ausgelegt, die „Vitalstufe“ allerdings ist mit 15 % Weizen versetzt, um mehr Struktur bereitzustellen und das Proteinniveau et-was abzusenken. Gleichzeitig ist es aber auch möglich, das Futter mit gebrochenem Mais zu versetzen, der ebenfalls Struktur bringt, aber vor allem die Proteinkurve noch weiter absenkt, das Energieniveau jedoch nicht. Dadurch ergibt sich ein P4 mit 10 % Mais und als „Vitalstufe“ ein P4 mit 15 % Mais. Welches Getreide eingesetzt und dem Konzentrat zugesetzt wird, entscheidet der Außendienst vor Ort zusam-men mit dem Landwirt. Und dadurch ergibt sich ein Vielphasenprogramm.

Welche Rolle spielt die Pelletstruktur in der Putenfütterung?

Westermann: Die Pelletstruktur spielt eine große Rolle für eine reibungslose Verdauung. Rohprotein- und energiereiches Futter kann den Darm belasten, wenn das Futter zu fein vermahlen ist. Deswegen ist es ratsam, in den Phasen P3 und P4 Weizen einzumischen, das bringt Struktur ins Futter und erhöht die Verweildauer im Darm. Die Produktion und Struktur des Pellets sollte auf das Alter der Tiere abgestimmt sein. Für die Aufzucht wird das Futter fein vermahlen und verpresst, mit zunehmendem Alter der Tiere sollte die Pelletstruktur immer gröber werden. Bei jungen Puten gewährleisten hochverdauliche, aufbereitete Futtersorten mit feiner Struktur einen schnellen Nährstoffaufschluss im noch nicht vollständig entwickelten Darm. Besonders in den letzten Phasen P5 und P6 hilft dagegen eine gröbere Partikelstruktur, den Nahrungsbrei im Muskelmagen und im Darm besser zu durchmischen und dadurch eine effektivere Verdauung und ein zufriedeneres Tier mit besseren Leistungen zu erhalten.

Herr Dittmann, Sie haben sich in Ihrer Meisterarbeit mit der Frage beschäftigt, wann es sich lohnt, einen hohen Ergänzer und Weizen statt Alleinfutter zu füttern. Was haben Sie herausgefunden?

Nils Dittmann: Dafür habe ich in unserer Putenmast vier Durchgänge lang in einem Stall Weizen und hohen Ergänzer, im anderen Alleinfutter gefüttert. Im Fazit ließen sich bei den zu dieser Zeit bestehenden Futterpreisen tatsächlich die Futterkosten je Tier um 30 Cent mit Weizen plus Ergänzer senken im Vergleich zum Alleinfutter – bei gleicher Futterverwertung und gleichen Gewichten.

Worauf müssen Sie bei Fütterung von Ergänzer plus eigenem Weizen besonders achten?

Dittmann: Weizen ist nicht gleich Weizen. Sie müssen den Weizen nicht nur zu Beginn, sondern ständig beproben und die Rationen fast täglich entsprechend anpassen. Als das Futter wieder günstiger wurde, wollten wir diesen Aufwand nicht mehr betreiben. Aber wenn der Futterpreis wieder Richtung 30 Euro geht, würden wir es uns überlegen.

Zu einer ausgefeilten Fütterung gehört auch das Angebot von sauberem Wasser. Was tun Sie dafür?

Dittmann: Wasser ist das Futtermittel Nummer 1. Deswegen sorgen wird vorbeugend für sauberes Wasser. Wir lassen auch regelmäßig Wasserproben unseres Brunnenwassers auswerten. Zur Behandlung des Wassers setzen wir auf ein Säuregemisch und Chlor. Mit Hilfe des flüssigen Ergänzers aus Ameisen-, Milch-, Propionsäure und Natriumformiat ist zusätzlich mit Kupfer- und Zinkchelat angereichert. Es soll den pH-Wert des Wassers senken und so eine mikrobiologische Stabilisierung des Tränkewassers im Stall bewirken. Zusätzlich werden die Tränkesysteme mit einem Chlor-Sauerstoff-Konzentrat behandelt. Das beugt Biofilm in den Leitungen vor. Dabei darf gerade zu Beginn nicht zu hoch dosiert werden, da das Wasser sonst einen zu starken Eigengeschmack erhält und die sensiblen Puten es dann nicht mehr aufnehmen würden. Um ganz auf Nummer sicher zu gehen, haben wir überdies einen Wasserfilter von IQ Water einbauen lassen, der einmalig installiert werden muss, er kostete 4 500 Euro und bedarf keiner Wartung. Es soll einen Clustereffekt auf das Wasser haben. Wir haben das Gefühl, mit dem Filter läuft es besser. Ob er tatsächlich hilft, dazu bräuchten wir mehr Tests.

Vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Susanne Gnauk,
Redaktion DGS, Berlin

Quelle: DGS MAGAZIN – 10/2020

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